Warum Don Alphonso in einer Blase gefangen ist

Alexander Trust, den 1. Juni 2007
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Immer wieder wird Don Alphonso seine Subjektivität vorgeworfen. Dieses Argument kann ich nicht gelten lassen, da er dazu steht, subjektiv zu sein. Sie haftet an dieser Kunstfigur wie ein Stigma.
Darüber hinaus kann man seine Sicht der Dinge trotzdem einseitig nennen. Er schadet damit der Sache, die er kommunizieren möchte. Aus diesem Grund führte ich damals zum Beispiel ein Interview mit Verantwortlichen des österreichischen Organs „Die Presse“, um auch die andere Seite zu Wort kommen zu lassen.

Kritik an Online-Werbung

Das jüngste Beispiel zeigt jedoch, warum Rainer Meyer zudem in einer Blase gefangen ist. Er behauptet nun, dass Online-Werbung nicht zur Kapitalisierung taugt und in den kommenden Jahren „das böse Erwachen kommen“ würde, wenn Werbetreibende erkennen würden, wie wenig die Ausgaben sich lohnen.
Meyer spricht sicherlich auf ein Beispiel von Online-Werbung im StudiVZ an. Universal Music musste erfahren, dass trotz 1,5 Millionen Nutzern des Social Network lediglich rund 1000 Personen einer Gruppe im StudiVZ über deren Musik-Produkte beitraten und die Konversionsrate damit äußerst gering ausfällt.
Tatsache ist jedoch, dass es Werbung schon länger gibt als das Internet und dass es häufig die erste und einfachste Form der Monetarisierung darstellt. Darüber hinaus aber ist Werbung – anders als Meyer behauptet – nicht totzukriegen. Denn Werbetreibende und Inhalte-Anbieter sitzen in jedem Fall in einem Boot und die Branche ist erfinderisch. Nur weil eine Form von Werbung nicht funktioniert, wirft man die Flinte nicht direkt ins Korn.

Don Alphonsos Sozialisation

Wenn man auf der Suche nach Antworten dafür ist, warum Rainer Meyer sich dermaßen verspekuliert, muss man wohl oder übel die Sozialisation des Grantlers aus Süddeutschland in Blick nehmen. Man darf fragen, woher seine Skepsis gegenüber Online-Werbung stammt. Es ist dann ein Leichtes, zu verstehen, warum seine Kritik wenig nachhaltig wirkt: Er schließt von sich auf andere.
Meyer hätte in seinem Wortbeitrag seine Argumente mit Fakten untermauern können, tat dies aber nicht. Natürlich reicht das oben genannte Beispiel aus dem StudiVZ nicht aus, um die ganze Online-Werbung in Misskredit zu bringen.
Es kommt hinzu, dass das Fernsehen um seine Quote bangt und die Anbieter von Printmedien zunehmend unter Druck geraten. Leserzahlen, Abonnentenziffern, sie stagnieren oder brechen ein und sehen sich der neuen Konkurrenz aus dem Internet ausgesetzt.

Das Internet kein Medium?

Eine Stelle, an der Meyers Verständnis des Internets besonders augenfällig wird, ist folgendes Zitat:

„Die Gründer solcher Startups (!sic) machen im Prinzip folgendes: Sie fangen die User wieder ein, die den Medienkonzernen ins Internet entschlüpft sind, sammmeln (!sic) sie in neuen Tätigkeiten an und führen sie dann über den Verkauf wieder den Medien zu.“
Don Alphonso

Meyer schreibt, die Nutzer aus dem Internet würden eingefangen und „den Medien“ wieder zugeführt. Doch ist das Internet kein Medium? Tatsache ist, dass zunehmen auch im Print oder Fernsehen auf Webseiten hingewiesen wird und Meyers Perspektive auf das Problem wirkt entsprechend unvollständig.

Das Internet gärt noch, und sucht nach einer Funktion irgendwo zwischen Supermedium, das alle anderen Medien in sich aufnimmt, und einem Konglomerat vieler Einzelmedien (Blogs, Chats, Foren, Social Networks, Usenet, usf.).

Der Kuchen wird kleiner

Was Rainer Meyer eigentlich sagen wollte ist, dass der Kuchen für die Beteiligten immer kleiner wird. Die Ausgaben der „Medien“ in Online-Werbung würden laut Meyer „wieder den temporären Zugriff auf die Nutzer“ erlauben, die Fernsehen und Print bei der Quote und den Leserzahlen zunehmend verlieren. Aber das würde „weder die Bindung noch die Einnahmen [garantieren], die in den guten, alten Zeiten des Abos, des Monopolrundfunks und der Sendergruppen üblich waren.“

Ist deswegen Online-Werbung schlecht? Dadurch das vielmehr Teilnehmer vorhanden sind, entwickeln sich die Preise entsprechend. Wenn man mehr vom Kuchen abhaben will, muss man sich angucken, wie die jetzige Verteilung ausfällt und dann kann man, wie es in den Grundlagen der Betriebswirtschaft gelehrt wird, zwei Strategien verfolgen: Entweder man macht der Konkurrenz seinen Teil abspenstig, oder man kauft die Konkurrenz auf und erhält so Zugriff auf ihren Teil.

Dass man sich online vielleicht „mehr“ anstrengen muss als früher, das liegt auch daran, dass es die klassischen Medien weiterhin gibt und aber auch die Konkurrenz viel größer ist. Während die Einnahmen „offline“ zurückgehen, sieht man sich „online“ deutlich mehr Konkurrenz ausgesetzt.

Blogs ohne Bindung?

In Bezug auf Blogs behauptet Meyer außerdem, dass sie „keinerlei verwertbare Community“ bieten. Das ist eine grobe Fehleinschätzung. Wenn man sich Kommentare in Blogs ansieht, dann stellt man fest, dass neben Kritik durchaus auch Empathie dort zu entdecken ist. Es gibt Blogs, die müssen sich nicht selbst vor der Kritik von außen verteidigen, da sie von ihren Lesern verteidigt werden.
Doch „dass“ selbst Blogs wie der BILD-Blog, bei dem man nicht kommentieren kann, eine Community haben, kann man belegen, und zwar anhand von Zugriffszahlen wiederkehrender Besucher oder RSS-Abonnenten. Im Print würde man sie Stammleser nennen.

Wie man das Blatt auch dreht und wendet: Meyer befindet sich in einer Blase, seiner eigenen.


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