Vom Verlinken in der Blogosphäre

Alexander Trust, den 9. Juli 2008
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Neunetz kritisiert und diskutiert die Mentalität von Bloggern und Bloggerinnen, Links in den eigenen Artikeln zu setzen.

Der Autor zitiert einen Gedanken von Kooptech:

„Warum den Leser zum Mitbewerber schicken, wenn doch auch ein Link auf einen Beitrag auf der eigenen Website genügen könnte?“

Konkurrenzdruck

Schulzki-Haddouti von Kooptech gibt den Egoismus der Blogger als Grund für fehlende Links an. Weiß schreibt ergänzend, dass die Konkurrenzsituation oft falsch eingeschätzt wird.
Dieses Phänomen ist nicht netzspezifisch – nennen wir es menschlich. Als ich in der Sekundarstufe 1 ein Praktikum beim Anwalt machte, Büro- und Archivarbeiten erledigte, empfand mich eine von zwei Azubinen als Konkurrenz.

Linkbashing und Awareness?

Neugier war mein Antrieb im April letzten Jahres, als ich eine Weblogzählung startete. Diese Aktion war naiv, hat aber einige Ergebnisse zutage gefördert, die mein Bild der deutschen Blogosphäre massiv geprägt haben.
Ich musste mir ebenfalls Kritik gefallen lassen. Von Linkbashing war damals die Rede. Diese Perspektive lässt das Verlinken natürlich in einem schlechteren Licht dastehen. Blöd, wenn man etwas prinzipiell Nützliches schlecht reden/schreiben kann und unter Umständen Leute sich aus diesem Grund das Verlinken verkneifen.

Etabliertheit und Vorurteile

Benedikt Köhlers kritisierte schon einmal die Link-Mentalität von Zeitungen, und mann muss fragen: Haben nicht große Webseiten Angst, ihren Besucherstrom zu sehr von sich wegzuleiten?

Es gibt meines Erachtens noch eine Facette im Bereich etablierter Blogs: Man nimmt an, dass das Verlinken dem eigenen Image schadet, bzw. Unprofessionalität zum Ausdruck bringt. Wenn „Professionals“ einen Text eines Laien verlinkten, der inhaltlich vielleicht als Argument gelten kann, sprachlich aber nicht das Niveau der Klientel erreicht, dann stellt das Verlinken eine Hürde dar. Das ist eine ganz eigenwillige Interpretation von „Bad Neighborhood“.
Ich wurde selbst ein Mal an einer Stelle gebeten, einen Blogbeitrag zu korrigieren, weil das genannte Unternehmen sich nicht neben einer umgangssprachlichen Wendung von mir wiederfinden wollte.

Neublogger

Eine weiterer Grund, warum Blogger nicht verlinken ist ihr Zugang zum Bloggen selbst. Es gibt Leute, die wenig technikaffin sind, erst spät zum Bloggen gekommen. Sie verlinken nicht, weil sie den Sinn nicht kennen und tun dies nicht mit bösem Willen.

Wer dem Argument nicht sofort folgen kann, muss sich die Arbeit im Wissenschaftsbetrieb ansehen. Dort wird mit dem Zitieren und der Quellenangabe eine Praxis praktiziert, die derjenigen des Verlinkens ähnlich ist. Dort wird diese Praxis im Studium allerdings unterrichtet. Vielleicht sollte man das beim Bloggen auch überlegen… An diese Stelle passt ein weiteres positives Argument von Schulzki-Haddouti, die das Verlinken als Ausdruck der Expertise interpretiert. Die Links in einem Text zeigen, wie viel eine Person von einer Sache weiß. Tatsächlich muss man aber auch an dieser Stelle Vorsicht walten lassen, damit aus der Link-Revolution kein Fiasko wird in Analogie zu den Hochschulen der 1970er Jahre: Magister- und Diplomarbeiten zeichneten sich durch besonders umfangreiche Literaturverzeichnisse aber wenig Expertise aus, da die Studierenden Augenwischerei betrieben und die ganze Literatur gar nicht gelesen hatten.

Der Rest

Ich gebe zu, dass ich bewusst die andere Seite ausgeblendet habe, um meine Position zu stärken. Denn natürlich gibt es Linkhurerei, und natürlich gibt es Spammer, vor allem solche in der zwielichtigen, weil nur obskuren, drittklassigen Werbeindustrie. Und natürlich gibt es Spaßaktionen en masse.


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