Niggemeier hat falschen Medienbegriff

Alexander Trust, den 24. Juli 2008
Zeitungen
Zeitungen, Bild: CC0

Medienjournalist Stefan Niggemeier zitiert Statistiken, die die Abnahme der Reichweite von Tageszeitungen zeigen. Er legt dabei jedoch einen falschen Medienbegriff zugrunde.

Niggemeier fragt:

„Ob die Menschen, die gerne behaupten, dass noch nie ein Medium ein anderes ersetzt habe, diese Zahlen kennen?“ (Stefan Niggemeier)

Er drückt damit indirekt Kritik an einem Medienbegriff aus, den er scheinbar nicht verstanden hat.

In der Betrachtung der Mediengeschichte heißt es nämlich genauso, wie Niggemeier es wiedergibt, dass kein Medium je ein anderes ersetzt hat. Allerdings nicht in dem buchstäblichen Verständnis Niggemeiers.

Medienunktion und mediale Eigenschaften

Schon als in den Medienwissenschaften diese Feststellung aufkam, hatte man es anders gemeint als Niggemeier es interpretiert. Doch die moderne Medienwissenschaft findet heutzutage andere Worte, die Herrn Niggemeier vielleicht beim Verstehen helfen.

Man spricht heute von Medienfunktionen oder medialen Eigenschaften. Es gibt ganz klar erkennbare Medienfunktionen, die durchaus kontingent zu nennen sind, also einem Wandel in der Zeit unterliegen. Wenn man seinerzeit auf Tontafeln wichtige Informationen notiert hat, dann tat man das später auch auf Papier und heutzutage sogar vermittels EDV. Der Computer hat aber das Notieren wichtiger Gedanken nicht obsolet werden lassen.

Und selbst wenn gedruckte Zeitungen zunehmend weniger Leser erhalten, dann ist ihre Informationsfunktion nicht in Gefahr. Sie wird nur anderswo (im Internet) erfüllt. Entsprechend sorgt das Internet nicht dafür, dass die Medienfunktion, die Tageszeitungen übernehmen, verloren ginge.


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