Sascha Pallenbergs Drohnen-Versand-Luftnummern-Show nur eine Luftnummer?

Alexander Trust, den 6. Dezember 2013
Amazon Versandzentrum Leipzig
Amazon Versandzentrum Leipzig, Foto: Medien-gbr via Wikimedia (CC BY-SA 3.0).

Am 2. Dezember gibt Jeff Bezos bekannt, dass Amazon Drohnen für den Paketversand nutzen will, nennt den Service Amazon Prime Air. Am gleichen Tag nennt Sascha Pallenberg dies eine Marketing-Luftnummer. Nun kommt heraus: Nicht jeder, der laut schreit, hat Recht.

DHL testet Drohnen

Denn: Die DHL testet in Bonn über einige Tage Drohnen zur Auslieferung von Paketen. Dies berichtet der Bonner General-Anzeiger. Damit will es das Versandunternehmen nicht nur Amazon, sondern auch UPS gleichtun. Das Unternehmen hatte ebenfalls angekündigt, den Drohnenversand zu eruieren.

Irrt Pallenberg?

Geht es nach Sascha Pallenberg, dann ist dies offenbar die nächste „Luftnummer des Jahres„. Denn der AAA-Techblogger hatte behauptet, Jeff Bezos wolle die Leute nur an der Nase herumführen und Werbung für den Verkauf von Drohnen machen, immerhin stünde mit dem sogenannten „Black Friday“ die Angebotsperiode zum Erntedankfest ins Haus.

Pallenberg veröffentlichte in seinem Beitrag eine Fotomontage, auf der er selbst, sich kugelnd vor Lachen, auf dem Boden liegend (ROFL) zu sehen ist, sowie ein Amazon-Logo und eine Drohne. Das Bild steht stellvertretend für Pallenbergs Meinung, das Vorhaben, Pakete mittels Drohne auszuliefern, sei „logistisch absoluter Schwachsinn“ und in den kommenden Jahren „nicht umsetzbar“.

Zumindest mit der Prognose, dass dieser Service eine Weile bis zur Vollendung benötige, geht Pallenberg mit Bezos d’accord. Denn der Amazon-Chef hat in der US-Sendung 60 Minutes bereits angegeben, dass man mit der Flugaufsichtsbehörde und weiteren bürokratischen und technologischen Hürden zu kämpfen habe und es noch Jahre dauern könnte, bis ein solcher Service reibungslos funktionieren würde.

Utopie & Praxis

Pallenberg scheint die Zeichentrick-Serie von Hanna-Barbera, „The Jetsons“, nicht zu kennen oder eine eher pessimistische Perspektive auf den technologischen Fortschritt einzunehmen. In der Comic-Sitcom wird eine Zukunft präsentiert, in der alles um einen herum fliegt und summt, und das gesellschaftliche Treiben vom Boden in den Himmel wanderte.

Pallenberg weist aber auch auf Paul Balzers Beitrag zur Machbarkeit der Drohnen-Paketzustellung hin. Darin wird diskutiert, inwieweit es technisch realisierbar sei. Dort wird zum Beispiel auf Umstände hingewiesen, die bei einer Strecke von A nach B auftreten können. Allerdings wird dazu auf eine Mercedes S-Klasse verwiesen. Drohnen hingegen „könnten“, wenn die Flugsicherung es erlaubt, in einem Luftkorridor agieren, indem überhaupt keine Hindernisse den Flug von A nach B stören, zumindest für einen Großteil der Strecke. Natürlich ist deshalb die Problematik noch nicht gelöst.

„GPS absolut nicht ausreichend“.
Paul Balzer

Balzers Beitrag soll Pallenberg als Argumentation für die Widrigkeiten dienen, mit denen Drohnen zu kämpfen haben, um ihre Pakete auszuliefern. Dort wird GPS als nicht zielgenau und die sich verändernde Umwelt als Hindernis beschrieben, sogar mit Verweis auf die ETH Zürich. Tatsächlich aber fährt einer der Co-Autoren Pallenbergs, Carsten Drees, schon Mitte Oktober andere Geschütze auf, wenn es um Drohnen geht. So wurde vom australischen Start-up Flirtey berichtet, das zusammen mit dem Studenten-Service Zookal Lehrbücher per Drohne in Australien ausliefern möchte.

„… die Drohne findet ihr Ziel per GPS. Und keine Angst: Auch, wenn keine Kameras an Bord der Drohne installiert sind, haben die Kisten eine Technik an Bord, die Kollisionen vermeidet.“
Carsten Drees

Aus einem Video, das Drees in den Beitrag integriert, geht hervor, dass Flirteys Vorhaben ebenfalls von einer Universität in Sidney unterstützt wird und, anders als z. B. in den USA, die Luftaufsicht keine Bedenken hegt. Es ist sogar die Rede von großen Konzernen in Amerika und Asien, die das Konzept ebenfalls verfolgen. Vielleicht hatte Flirtey im Oktober also schon von Jeff Bezos Ankündigung gewusst.

In jedem Fall scheinen diese Positionen nicht miteinander vereinbar. Im Grunde wäre die Darstellung Pallenbergs nicht zu kritisieren, wenn er selbst mittlerweile zugegeben hätte, dass Jeff Bezos offenbar ernsthaftere Absichten hegt als Pallenberg ihm unterstellt hatte.

Tatsächlich hat Pallenberg sogar selbst in einer weiteren News-Meldung darüber berichtet, wie Jeff Bezos die Zukunft der Paketzustellung beschreibt. Leider liest man weder von ihm, noch von seinen Co-Autoren ein Statement dazu, dass die Rede von der Luftnummer relativiert.

Dass Drohnen Potenzial haben zeigt auch das Vorhaben Doenercopter aus Deutschland, das in Zusammenarbeit mit Helikopter aus der Schweiz betrieben wird und sich binnen weniger Monate von anfänglichen Abstürzen zur Abwurf-Lieferung zweier Döner im freien Feld entwickelt hat.

Update vom 11.05.2022: Dieser Beitrag enthielt ein YouTube-Video, das es heute so nicht mehr gibt. Deshalb haben wir es entfernt.


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